Ohne Nachwuchs geht es nicht. Neue Auszubildende für den Betrieb zu gewinnen, ist allerdings insbesondere im Handwerk schon seit vielen Jahren eine immer größer werdende Herausforderung. Was also tun, um diesen Trend zu stoppen und vielleicht sogar umzukehren?
Schule und Betriebe sind in engem Austausch
Im Rheiderland heißt ein Gegenmittel für den Azubi-Schwund »Kooperation«. Ein gutes Beispiel ist hierbei die Zusammenarbeit zwischen der Oberschule (OBS) Weener und den regionalen Handwerks-Betrieben, die im Laufe der vergangenen Jahre immer mehr intensiviert wurde.
Wichtiger Bestandteil davon ist eine Jobmesse, die am Mittwoch bereits zum dritten Mal im Flur der Oberschule stattfand. Dabei stellten sechs Rheiderländer Handwerks-Betriebe sich an verschiedenen Informationsständen vor und die 150 Acht- und Neuntklässlern aller Schulzweige der OBS konnten sich über Ausbildungsmöglichkeiten informieren. Diese innovative Art des Austausches rief sogar die Fernsehsendung »Spiegel TV Magazin« auf den Plan. Ein vierköpfiges Team begleitete die Messe mit der Kamera und interviewte die Beteiligten. Der Beitrag zum Thema »Azubimangel« soll nach RZ-Informationen voraussichtlich in diesem September ausgestrahlt werden.
Warum die Kooperation zwischen Schule und Betrieben viele Vorteile bietet, erklärt der stellvertretende Oberschul-Leiter Andreas Eden: »Im Vergleich zur Industrie hat es das Handwerk schwerer, Auszubildende zu bekommen. Wir unterstützen da gerne und sind in engem Austausch mit den Firmen aus der Region. Im Gegenzug bekommen unsere Schüler einen guten Einblick in die Arbeit der Betriebe und entscheiden sich vielleicht für eine Ausbildung«, erklärt er. Astrid Sap, Koordinatorin der Berufsorientierung der Oberschule, pflichtet ihm bei. »Die Schüler wachsen in einer sehr digitalen Welt auf. Viele trauen sich nicht, die Betriebe einfach anzurufen. Bei der Messe haben sie hingegen ein Gesicht vor Augen und es fällt ihnen leichter, Kontakt aufzunehmen.«
»Wir können im direkten Kontakt mit Vorbehalten aufräumen und viele Fragen klären. Das ist eine runde Sache«, sieht es Fleischermeister Markus Leggedör aus Weener, der auch mit seinem Betrieb auf der Jobmesse vertreten war, genauso. Friseurmeister Heiner Heijen aus Holthusen, der auch Obermeister der Friseurinnung Leer-Wittmund ist, hebt besonders die gegenseitige Unterstützung hervor. »Es ist eine ganz tolle Zusammenarbeit mit der Oberschule«, lobte er. Die Schüler seien »total diszipliniert« gewesen und hätten gut zugehört.
Insgesamt sei im Kampf gegen den Auszubildendenmangel trotzdem noch viel zu tun. Heijen hofft, dass es bald ein Umdenken in der Gesellschaft gibt. »Nach dem schlechten Abschneiden bei den Pisa-Studien hat die Bundesregierung den Fokus komplett auf das Fördern von mehr Studierenden gelegt. Bei vielen Eltern hat sich dadurch verfestigt, dass ihre Kinder so lange wie möglich zur Schule gehen und sich weiterbilden«, so der Friseurmeister. »Bald haben wir dann womöglich zu viele Studenten und es liegt wieder im Trend, was Praktisches zu machen.« Wie Andreas Eden erstaunt feststellte, hatten sich tatsächlich außergewöhnlich viele Schüler des Gymnasial-Zweigs der Oberschule am Mittwoch informiert.
Außer bei der Messe, auf der auch die Bau- und Möbeltischlerei Baartz aus Jemgum, das Bauunternehmen Günter Swart aus Weener, die Klinkenborg Malerwerkstätten aus Bunde und Jürrens Haustechnik aus Weener vertreten waren, kooperieren Schule und Handwerk auch bei Praktika und Betriebs-Besichtigungen. Erst vor Kurzem besuchte der Technik-Kurs des neunten Jahrgangs zum Beispiel die Firma »Nyblad«.