Präventionskampagne »Fiese Drogen im Glas«: Oberschüler über gefährlichen Trend aufgeklärt – Wie in Watte gepackt (RZ vom 19.06.2019)

Kaum Kontrolle über den eigenen Körper: Mehrere Oberschüler testen eine »Rauschbrille«. Fotos: Boelmann

Auch viele Eltern im Rheiderland müssen für das Thema »K.o.-Tropfen« noch sensibilisiert werden. Deutschlandweit wurden in den Jahren 2006 bis 2016 nur zehn Übeltäter von Gerichten verurteilt, die ihre Opfer mit K.o.-Tropfen außer Gefecht gesetzt haben. Die Dunkelziffer ist noch viel höher. Es ist ein Trend, auf den Jugendschützer mit großer Sorge blicken: die Zahl der Verbrechen durch K.o.-Tropfen nimmt zu. Jugendliche werden Opfer dieser perfiden Masche und sind ihren Peinigern hilflos ausgeliefert. Vergewaltigungen und andere Straftaten sind keine Seltenheit. Vor diesen Gefahren warnt das Präventionsprojekt »K.O.cktail? – Fiese Drogen im Glas« im Landkreis Leer.

An der Weeneraner Oberschule an der Floorenstraße wurde gestern zum ersten Mal ein Workshop dazu veranstaltet. Mehr als 150 Schüler des neunten und zehnten Jahrgangs nahmen teil. »Das kommt gut bei den Schülern an. Aber auch die Eltern müssen noch besser informiert und aufgeklärt werden«, sagte Schulsozialarbeiterin Susanne Theilen.

In Diskotheken lassen Jugendliche ihr Getränk oft für einen unbeobachteten Moment am Tresen stehen. Das kann fatale Folgen haben. Denn nur wenige Tropfen, die weder schmecken noch riechen, können sie schon außer Gefecht setzen. Eine zu hohe Dosis kann sogar zum Herzstillstand führen. In Kombination mit Alkohol wird die Wirkung noch verstärkt.

Die unter dem Begriff »K.O.-Tropfen« zusammengefassten Sub­stanzen werden unbemerkt verabreicht, um einen anderen Menschen in einen willen- und hilflosen Zustand zu versetzen. Innerhalb von nur 15 Minuten wirken die K.o.-Tropfen. »Man ist dann wie in Watte gepackt – wie betäubt«, sagte die 22-jährige Eva Kopischke, die den Workshop an der Weeneraner Oberschule leitet. Sie studiert an der Hochschule in Emden das Fach »Soziale Arbeit«.

Die Betroffenen hätten am Morgen danach einen kompletten Filmriss. »Viele wissen gar nicht, dass sie ein Opfer von K.o.-Tropfen geworden sind«, erläuterte Eva Kopischke. Dabei zählt jede Minute. Denn die K.o.-Tropfen lassen sich nur sechs bis zwölf Stunden nach der Einnahme nachweisen.

Betroffene können sich zum Beispiel nach einer Vergewaltigung nicht nur an die Polizei wenden, sondern auch an das Netzwerk »ProBeweis« (Im Internet: www.probeweis.de). Dort werden Spuren und auch kleine Verletzungen gesichert und dokumentiert, um sie später in ein mögliches Strafverfahren einbringen zu können. Die Schweigepflicht wird sichergestellt.

Quelle: Rheiderlandzeitung vom 19.06.2019 (https://rheiderland.de/)